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Geschäftserwartung stark zurückgegangen

Geschäftserwartung stark zurückgegangen

„Der russische Überfall auf die Ukraine und seine vielfältigen Folgen haben die Konjunktur ausgebremst. Der erhoffte Schub mit Ende der Corona-Auflagen ist daher ausgeblieben“, sagt Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar.

Machten die meisten Unternehmen in den ersten Monaten des Jahres noch zufriedenstellende bis gute Geschäfte, sind die Erwartungen mit Ausbruch des Krieges massiv  zurückgegangen. Belastend für die Unternehmen wirken gestörte Lieferketten sowie enorm gestiegene Kosten für Energie und Rohstoffe. Das führt dazu, dass in jedem Teil der Wertschöpfungskette die Kosten zunehmen. Die Industrie erfährt einen Dämpfer bei den Auftragseingängen, insbesondere aus dem Ausland. Der Handel leidet unter den stark gestiegenen Einkaufspreisen und der abgestürzten Kauflaune der Konsumenten. Und auch bei den Dienstleistern sinkt das Geschäftsklima, die Branche zeigt sich im Vergleich zu den anderen jedoch am stabilsten. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2022, an der sich 481 Unternehmen der Region aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt haben.

Der IHK-Konjunkturklimaindex liegt aktuell bei 105 Punkten – und damit zehn Punkte unter dem Wert vom Jahresanfang. Der Index fasst die Bewertung der Lage und die Erwartungen zusammen. Werte über 100 signalisieren Wachstum. Ausschlaggebend für den Dämpfer ist vor allem der massive Rückgang der Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate. „Während sich die Lagebeurteilungen aufgrund guter Quartalszahlen in der Industrie, im Großhandel und im Dienstleistungssektor gegenüber dem Jahresbeginn sogar leicht verbessern haben, gehen die Geschäftserwartungen in allen Sektoren stark zurück“, resümiert Nitschke.

Im verarbeitenden Gewerbe lassen die Exporterwartungen weiter nach. Das gilt vor allem für den europäischen Markt. In Asien sorgen strikte Corona-Maßnahmen, wie beispielsweise die Schließung des weltweit größten Handelshafens in Shanghai, für große Verwerfungen in den Lieferketten. Die Exportabsichten in die USA hingegen nehmen moderat zu. Per saldo rechnen aktuell insgesamt drei Prozent der Industrieunternehmen mit steigenden Ausfuhren in den nächsten zwölf Monaten – ein Rückgang von zwölf Prozentpunkten gegenüber dem Jahresbeginn.

„In der Industrie nimmt die Sorge vor einer wachsenden Verknappung von Rohstoffen und Vorprodukten weiter zu. Der Krieg verschärft die Situation. So fehlen beispielsweise Edelgase und Metalle aus Russland, aber auch spezielle Vorprodukte wie Kabelbäume und Bleche aus der Ukraine“, betont Nitschke. Zudem stellten die ungewisse Energieversorgung und die volatilen Energiepreise die gesamte Industrie vor große Probleme. Die Geschäftserwartungen gehen so per saldo um 22 Prozentpunkte auf minus acht Punkte zurück. Die Lagebewertungen in der Industrie hingegen liegen per saldo mit plus 39 Punkten vier Prozentpunkte über dem Niveau vom Jahresbeginn.

Das größte Geschäftsrisiko stellen mit Abstand die Preisentwicklungen für die Betriebe der Region dar. Auch hier wirkt sich der russische Überfall auf die Ukraine verstärkend aus. 70 Prozent der Unternehmen sehen in den Preisentwicklungen eine Gefahr für ihre wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). An zweiter Stelle folgt der Fachkräftemangel mit 54 Prozent. Die Corona-Pandemie spielt im Vergleich zur Vorumfrage eine geringere, aber noch spürbare Rolle. Immerhin knapp 30 Prozent der Unternehmen betrachten die Auswirkungen der Pandemie als Risiko. So verzeichnen die Betriebe Personalausfälle und schauen mit Sorge auf den Herbst mit einem möglichen Wiederaufflammen der Pandemie.

Die positiven Investitionspläne von Jahresanfang lassen insgesamt etwas nach. Hemmschuh dürften auch die in den vergangenen Wochen stark gestiegenen Kapitalmarktzinsen sein. Derzeit rechnen 22 Prozent der Betriebe mit steigenden, 42 Prozent mit gleichbleibenden und 20 Prozent mit sinkenden Investitionsausgaben. Wenn investiert wird, dann bleibt der Ersatzbedarf mit 60 Prozent vorherrschendes Motiv (Mehrfachnennungen möglich). 47 Prozent der Betriebe planen Digitalisierungsinvestitionen. Jedes dritte Unternehmen gibt an, in Umweltschutz- und Energieeffizienzmaßnahmen sowie Innovationsprojekte investieren zu wollen.

Die Beschäftigungspläne der regionalen Unternehmen entwickeln sich aktuell leicht positiv. So wollen per saldo 13 Prozent der Industriebetriebe Beschäftigung aufbauen. Das liegt zunächst daran, dass sie nach wie vor viele Stellen nicht besetzen können. Die Zahl der offenen Arbeitsstellen lag im April bei 7.444; das sind 1.694 mehr als im April 2021. Ob sich der Beschäftigungsaufbau realisieren lässt, ist angesichts des Fachkräftemangels ungewiss. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lage am regionalen Arbeitsmarkt gebessert. Die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk lag im April bei 4,5 Prozent. Das waren 0,2 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn und 0,8 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Frühsommer.

Die Lagebeurteilung im Einzelhandel geht gegenüber der Vorumfrage zu Jahresbeginn per saldo um 24 Prozentpunkte zurück und liegt aktuell mit sieben Punkten nur noch leicht im positiven Bereich. Gründe für die deutlich verschlechterte Lageeinschätzung sind die gestiegenen Preise für Energie, Kraftstoffe und Lebensmittel, die die Kaufkraft der privaten Haushalte belasten. Hinzu kommen massiv gestiegene Preise im Einkauf. Auch die Geschäftsaussichten der Einzelhändler zeigen einen deutlichen Abwärtstrend. Sie gehen im Vergleich zum Jahresbeginn per saldo um 31 Prozentpunkte zurück. Aktuell rechnet mehr als jeder dritte Einzelhändler mit schlechteren Geschäften in den nächsten zwölf Monaten.

Im Großhandel ist das Bild ähnlich wie in der Industrie: Die regionalen Großhändler hatten ein gutes erstes Quartal, was zu einer im Vergleich zur Vorumfrage leicht besseren Lagebeurteilung führt. Aktuell meldet per saldo knapp jeder dritte Großhändler gut laufende Geschäfte. Dem gegenüber stehen auch hier die massiv nachlassenden Geschäftserwartungen. Mehr als 30 Prozent der Großhändler rechnen per saldo mit einer negativen Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten. Die entspricht einem Rückgang in Höhe von 36 Punkten im Vergleich zur Umfrage am Jahresanfang.

Im Unterschied zum verarbeitenden Gewerbe und den Handelsunternehmen entwickelt sich die Konjunktur im Dienstleistungssektor seit Jahresbeginn vergleichsweise stabil. So konnten auf der einen Seite dank der reduzierten Corona-Auflagen personenbezogene Dienstleister und das Gastgewerbe an Dynamik gewinnen. Auf der anderen Seite nehmen die Sorgen von unternehmensbezogenen Dienstleistern und Transportunternehmen zu. Die Lageeinschätzungen verbessern sich im Vergleich zum Januar per saldo um zwei Prozentpunkte auf aktuell plus 18 Punkte. Die Geschäftserwartungen gehen per saldo um sechs Prozentpunkte auf minus zwei Punkte zurück.

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