Gleich zwei Mal 100-jähriges Bestehen konnte die Neckarauer GDS bei ihrem Neujahrsempfang auszeichnen: In der fast bis auf den letzten Platz besetzten Mensa des Johann Sebastian-Bach-Gymnasiums nahmen Verena Morasch (Friedhofsgärtnerei) und Heinz Scheidel (Diringer & Scheidel) von GdS-Chef Bernd Schwinn sichtlich erfreut für ihre GdS-Mitgliedsbetriebe ihre Urkunden entgegen.

Eine launige Festrede hielt Dietrich Weilbach, ehemaliger Finanzpräsident der Oberfinanzdirektion Karlsruhe. Der überzeugte Neckarauer nahm verschiedene Neckarauer Problemfelder – wie den verwahrlosten Bahnhof – in den kritischen Blick. Vergaß aber dabei nicht, das Engagement der Neckarauer Selbständigen zu loben.

In den schwierigen vergangenen Corona-Jahren seien es nur zwei Betriebe aus der GDS gewesen, die schließen mussten. Und die nicht mal nur wegen Corona. „Ansonsten sind wir gut durch die Pandemie gekommen“, blickte Schwinn zurück. „Ich bewundere alle, die durchgehalten haben“, pflichtete dem auch Gastgeberin Heike Frauenknecht bei. „Neckarau hat wirklich alles, was man sich wünschen kann“, so die Rektorin des Bach-Gymnasiums und versprach: „Im nächsten Jahr wird die Mensa auch umgestaltet sein, denn sie ist schon etwas in die Jahre gekommen.“

Bernd Schwinn resümierte weiter: „Die Gesundheitswoche und die Lange Nacht der Kunst und Genüsse haben gut funktioniert und gemeinsam mit der Firma Diringer & Scheidel wurde auch wieder ein Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz gestellt – diesmal ohne Lichter, aber im Glanz von Kugeln und den ukrainischen Farben, denn ukrainische Kinder aus der Matthäusgemeinde hatten ihn mit Bastelarbeiten geschmückt.“ Die GDS werde auch weiterhin für ihre Mitglieder und Bürger da sein und das Motto ausleben: Neckarau hat, was alle suchen „und wir als GDS sind dafür der Motor. Es hat sich gezeigt, dass man auch so durch Krisen kommen kann.“

Die Festrede hielt Dietrich Weilbach, seit 52 Jahren Neckarauer und über 36 Jahre in der Finanzverwaltung tätig. Als Fachmann attestierte er: „Manches ist sicher überreguliert und das trifft dann auch die Selbständigen, für die ich immer ein Faible gehabt und behalten habe.“ Aber auch Lokalthemen nahm der Neckarauer ins Visier: Der Neckarauer Übergang beispielsweise funktioniere nur phasenweise – nämlich morgens um vier; zum Bahnhof Neckarau: „Da muss sich was tun. In jeder Richtung. Und auch die Bahn muss ihren Teil dazu tun“, so der passionierte Bahnfahrer.

Doch der Mittelstand sei Rückgrat und Motor der Wirtschaft – nicht nur in Neckarau. „Einfach weil die Mitglieder eigenverantwortlich den Standort aufrecht erhalten – nicht wie bei größeren Unternehmen, die, wie in Neckarau mit der Post zu erleben, den Standort kurzfristig dichtmachen. Und ich habe gewisse Zweifel dran, dass das nur aus finanziellen Gründen geschehen ist“, so Weilbach zur (immer noch) aktuellen Post-Thematik. Was ebenfalls schmerzlich fehle, sei die Gehrings Kommode in der Schulstraße, „wo offensichtlich niemand bereit ist, das finanziell zu stemmen.“ Auch hier sei ersichtlich, dass der Mittelstand weiter zurückgedrängt wird.

Nichtsdestotrotz übernahm dann Bernd Schwinn die „ehrenvolle Aufgabe“, drei Firmen zu ehren: die familiengeführte Bäckerei Breinig (hat letztes Jahr 50-jähriges Bestehen gefeiert), und zwei 100-Jährige: die Friedhofs- und Landschaftsgärtnerei Morasch und Diringer & Scheidel, vertreten durch Verena Morasch und Heinz Scheidel. Beiden dankte Schwinn für das Engagement in Neckarau und gab der Hoffnung Ausdruck, „dass ihr uns noch lange in Neckarau erhalten bleibt.“